Reflexionsmethoden

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Reflexionsmethoden

Grundsätzliches:
Eine Abschlussrunde / Reflexion nach einer Veranstaltung gibt dem Leiter die Rückmeldung, wie die Veranstaltung angekommen ist. Sie auch als Hilfestellung verstanden werden, bestimme Programmpunkte zu überdenken, zu vertiefen oder ganz auszutauschen. Wie tief und intensiv er in das Reflexionsthema einsteigen möchte ist dem Leiter überlassen und kann mit Hilfe der angewandten Methoden gesteuert werden. Durch spezielle Fragestellungen ist es auch möglich, eine Rückmeldung zu der eigenen Person und den pädagogischen Handlungsweisen bekommen.

Für viele Kinder und Jugendliche ist es schwierig ihre eigene Meinung zu finden und zu vertreten. Die Sicherheit der Gruppe und auch die äußeren Faktoren dabei spielen eine entscheidende Rolle. Reflexion braucht Vertrauen und auch Zeit. Reflexionen unter Zeitdruck sind überflüssig und die Ergebnisse unbrauchbar.

Reflektieren bedeutet zusammengefasst: erkennen, bewerten und verändern

Wichtige Hinweise:
Die Leitung einer Reflexionseinheit sollte von einer Person übernommen werden. Zu Beginn fasst sie nochmal die einzelnen Programmpunkte oder das Erlebte kurz zusammen und wählt die präzisen Fragestellungen. Es gelten die grundsätzlichen Gesprächsregeln in der Gruppe (siehe auch: Gesprächsregeln in Gruppen).

Heute habe ich

Dauer: ca. 30 Minuten
Alter: ab 10 Jahre
Gruppengröße: egal
Material: Stifte, Arbeitsblatt Heutehabeich

Diese Methode eignet sich zur Reflexion einer Einheit oder eines ganzen Tages. Die Teilnehmer bekommen ca. 5 min Zeit das Arbeitsblatt auszufüllen und somit ihr eigenes Verhalten zu beurteilen.
Je nach Gruppengröße stellen alle ihre Ergebnisse vor. Die Gruppe kann Rückmeldung zur eigenen Einschätzung geben.
Bei größeren Gruppen wird nicht der ganze Fragebogen vorgestellt, sondern es können konkrete Fragen beantwortet werden, beispielsweise “Was ist Dir heute besonders gut gelungen?” – “Mit welchem Wert bist Du heute ganz und garnicht zufrieden?” – “Woran willst Du morgen arbeiten?”,…

Gefühlsdiagramm

Dauer: ca 30 Minuten
Eignung:  ab 14 Jahren, Jugendliche und Erwachsene
Für beliebige Gruppengrößen
Material: ein großes Plakat mit einem Koordinatensystem / bzw. für jede Person dieses Arbeitsblatt, Stifte

Auf ein großes Plakat wird ein Koordinatensystem gezeichnet. Die y-Achse wird von -10 bis +10 beschriftet und zeigt die Zufriedenheit an (+10 = voll zufrieden bis -10 = voll unzufrieden). Die x-Achse ist die Tätigkeitsachse auf der in chronologischer Reihenfolge die einzelnen Programmpunkte der Veranstaltung aufgeführt sind.

Wenn mit einem großen Plakat gearbeitet wird:
… sollte jeder TN einen unterschiedlich farbigen Stift bekommen. Jeder markiert seine Zufriedenheit zum jeweiligen Programmpunkt auf der Y-Achse. Später verbindet er die Punkt miteinander, so dass ein Liniendiagramm entsteht. Dies machen die TN gleichzeitig, so dass nachher auf dem Plakat ein Meinungsbild entsteht, was ausgewertet und diskutiert werden kann.

Wenn  mit Arbeitsblättern gearbeitet wird:
… bekommen alle Teilnehmer Zeit für sich ihr Blatt auszufüllen und stellen es der Reihe nach in der Gruppe vor.

Wetterbericht

Dauer: ca 20 Minuten
Eignung:  ab 10 Jahren, Jugendliche und Erwachsene
Für beliebige Gruppengrößen
Material: vorbereitete Liste mit zu reflektierenden Punkten, Stifte, Wetterzeichen

Die verschiedenen zu reflektierenden Punkte sind auf ein Poster oder eine Tafel gemalt. Das können die einzelnen Programmpunkte eines Wochenendseminars sein oder Abschnitte einer Projektdurchführung. Die Symbole für die Wetterkarte (Sonne, Regen, heiter bis wolkig, Nebel, etc.) werden der Gruppe vorgestellt und erläutert. Anregungen der Teilnehmer zur Erweiterung der Karte können aufgegriffen werden. Jeder Teilnehmer malt oder heftet seine Wetterzeichen in die vorgesehenen Felder und erklärt seine Aussage.

Der Zahlenstrahl

Dauer: ca 10 Minuten
Eignung:  ab 8 Jahren, Jugendliche und Erwachsene
Für beliebige Gruppengrößen
Material: Kreide, bzw. Kreppklebeband

Der Leiter bereitet einen zahlenstrahl auf der Erde vor (in den Sand gemalt, mit Kreide auf dem Fußboden oder mit Kreppklebeband auf Teppich). Dieser reicht von 1 bis 10 und geht möglichst durch den ganzen Raum (wenn möglich ca. 5 m).
Nun gibt der Gruppenleiter Stichworte zur Reflexion an und jeder TN überlegt wie er diesen Punkt bewertet. 1 ist gleichbedeutend mit „nicht gut“ und 10 bedeutet „super“ – 5 dementsprechend „so lala“.
Mögliche Stichworte:
Wie fandest du … die Gruppe? Die Leiter? Das Essen? Die Unterbringung? Die Spiele? Die Seminarstruktur? Das Wetter? Inhalt XY?
Es kann sein, dass auch den TN Fragestellungen einfallen, diese sollte man dann auch aufnehmen und umsetzten.
 

Satzanfänge

Dauer: ca 30 Minuten
Eignung:  ab 10 Jahren, Jugendliche und Erwachsene
Für beliebige Gruppengrößen
Material: für jeden ein Arbeitsblatt Satzanfaenge, Stifte

Jeder TN erhält ein Arbeitsblatt mit Satzanfängen. Die Sätze beziehen sich ausschließlich auf die gemeinsam verbrachte Zeit (das Wochenende, das Seminar, die Fortbildung,…). Jeder trägt seine Empfindungen dort ein.
Sobald alle fertig sind, trifft man sich im Gruppenplenum und Freiwillige können ihre Erfahrungen vortragen und noch einmal näher beschreiben.
Der Gruppenleiter sammelt die Zettel ein und kann sie später für sich auswerten.

Anonymer Brief

Dauer: ca 30 Minuten
Eignung:  ab 14 Jahren, Jugendliche und Erwachsene
Für beliebige Gruppengrößen
Material: Stifte, Zettel, Briefumschläge

Die Teilnehmer werden am Ende einer Veranstaltugn darum gebeten, dass sie ihre Erfahrungen, Gefühle und Gedanken in einem anonymen Brief an der Gruppenleiter niederschreiben. Diese werden dann offen ausgelegt, so dass die anderen den Brief lesen können.
Nachteile: dies ist nur für reflexionserfahrene Gruppen zu empfehlen. Außerdem kommt in dieser Methode der Austausch, bzw. das Hinterfragen einiger Aussagen einfach zu kurz.

Dartscheibe

Dauer: ca 10 Minuten
Eignung:  ab 8 Jahren, Jugendliche und Erwachsene
Für beliebige Gruppengrößen
Material: individuelle Dartscheibe (siehe Bild), ausreichend Klebepunkte

Der Gruppenleiter bereitet eine individuelle Dartscheibe seiner Veranstaltung vor (siehe Beispiel). Möglichst auf sehr großem Papier, damit alles Platz findet. Jeder TN bekommt für jeden Bereich der Scheibe einen Klebepunkt, den er seiner Meinung nach plaziert.
Die Platzierungen sind wie beim Dartspiel – in der Mitte bedeutet „ins Schwarze getroffen“ – superklasse & genau mein Ding. Je weiter man nach außen geht, desto weniger positiv wird das Ereignis / der Bereich gewertet. Es gibt auch die Möglichkeit den punkt außerhalb des Kreises zu kleben – was gleichbedeutent mit „total daneben“ ist.
Entweder kleben alle TN gleichzeitig ihre Punkte an oder nacheinander mit Erklärungen dazu. Letztendlich sollte der Gruppenleiter das zuletzt entstandene Meinungsbild inhaltlich zusammenfassen und evtl. zur Diskussion freigeben.

Kofferreflexion

Dauer: ca 15 Minuten
Eignung:  ab 12 Jahren, Jugendliche und Erwachsene
Für beliebige Gruppengrößen
Material: Karteikarten, Stifte, einen Koffer, einen Mülleimer, einen Büro-Ablagekorb

Beschreibung:
Der Leiter stellt die drei Gegenstände in  den Kreis. Diese symbolisieren folgendes:

  • Koffer: „das nehme ich mit“ – positive Erfahrungen, Situationen die ich mit nach Hause nehme, einpacke, die ich umsetzen möchte, die toll waren, an die ich mich auch später noch erinnern möchte
  • Mülleimer: „das lasse ich hier“ – negative Dinge, die mir nicht gefallen haben, wo ich mir etwas anderes gewünscht hätte, woran ich mich nicht erinnern möchte
  •   Büro-Ablagekorb: „damit kann ich grade nichts anfangen, das brauche ich vielleicht später aber noch“ – neutrale Erfahrungen die ich im Moment noch nicht einordnen kann, die aber weder positiv noch negativ waren

Die Teilnehmer bekommen nun Zeit für ihn wichtige Stichworte auf die Karteikarte zu schreiben. Wenn alle damit fertig sind, beginnt ein Freiwilliger seine Karten vorzulesen und in einen Bereich zu werfen. Er kann kurz eine Begründung dazu abliefern.
Es ist auch möglich, die Karten einfach ablegen zu lassen, ohne dass der Einzelne etwas dazu sagen muss.