Was ist eine Gruppe?
Bedeutung der Gruppe in der Jugendarbeit
OMIDA – Gruppenphasen – Modell
Rollen in Gruppen
Definition
Eine Gruppe ist ein kontinuierliches Miteinander von Menschen begrenzter Anzahl, die freiwillig oder durch bestimmte Umstände gezwungen zusammenkommen, ein bestimmtes Ziel oder eine gemeinsage Aufgabe erfüllen, in gegenseitiger Beziehung stehen und eine eigene Identität entwickeln.
Gruppen kann man einteilen in:
Bedeutung der Gruppe in der Jugendarbeit
Eine Gruppe ist für die persönliche Entwicklung von besonderer Bedeutung:
- Ablösung vom Elternhaus
- Die meiste Zeit wird in Peer-Groups verbracht
- Einfluss des Elternhauses verliert an Bedeutung / Rebellion
- Gruppe ist ein wichtiges Übungs- und Lernfeld
- Werte und Normen werden entwickelt, ausprobiert und überprüft
- erste Unabhängigkeit / erste Selbständigkeit
- Gleichaltrige geben Sicherheit und Geborgenheit
- Übergang zwischen Kindheit und Erwachsensein wird stabilisiert
- Gruppe als Ort der Lösung von Konflikten und Problemen
- Austausch über Sinn und Wert des Lebens unter Gleichwertigen
OMIDA-Grupenphasen-Modell
nach Bernstein und Lowy
Die Orientierungsphase ist stark gefühlsorieniert:
- Unsicherheit
- Misstrauen
- Schämen / nicht auffallen
- Ängste
- Vorsicht
- Starker Wunsch dazuzugehören
Beschreibung:
- bisher keine gemeinsamen Erlebnisse der Teilnehmer*innen
- stark gefühlsorientiert (s.o.)
- Teilnehmer*innen schwanken oft zwischen Ablehnung und Interesse, positive Selbstdarstellung / unsichere Zurückhaltung
- große körperliche Distanz
Aufgabe des Gruppenleiters:
- Willkommensatmosphäre schaffen
- Selbstsicheres, eindeutiges Auftreten
- Stark anleiten
- Zu allen Gruppenmitgliedern Kontakt herstellen
Wie macht man das?
- Überblick geben, was auf Gruppe zukommt
- Regeln aufstellen und besprechen (Orientierung)
- Initiative ergreifen, Gespräche anstoßen, Spiele initiieren, motivieren
- Kennenlernspiele
- Bewegungsspiele ohne Kontakt (um Anspannung abzubauen)
- positive Atmosphäre schaffen und etablieren
- (Gruppen-) Rituale entwickeln. zB beim Essen, zum Beginn einer Einheit..
- starke Präsenz, viele Aktionen, z.B. erster Gruppenabend
Beschreibung:
- Gruppenmitglieder fühlen sich sicherer
- Einzelne beginnen ihre Wünsche & Bedürfnisse durchzusetzen
- Gruppe legt die Rollen in Gruppe fest (unbewusst)
- nachdem die TN sich kennen und einschätzen können, entstehen oft Grüppchen von Personen, die sich besonders gut verstehen
- Rivalitäten zwischen einzelnen oder Grüppchen
- Kampf um die Führung / mit der Leitung
- Gruppenleiter wird in Frage gestellt
- Manipulation, um besser dazustehen
- Außenseiterrollen entstehen
- Problematisch: Recht des Stärkeren / Lauteren
Aufgabe des Gruppenleiters:
- Teamer muss konsequent sein und Autorität beweisen (Regel – Konsequenz)
- Regeln wiederholen und kontrollieren
- Schwache in den Gruppenfindungsprozess einbinden
- Zusammengehörigkeitsgefühl durch gemeinsame Aktionen erzeugen
- Bei Auseinandersetzungen und Diskussionen moderieren/leiten und bei Konflikten ggf. vermitteln
- niemand darf „untergehen“, alle sollen sich einbringen können
- wertschätzenden, respektvollen Umgang fördern (Werte & Normen der Gruppe entwickeln sich)
Wie macht man das?
- Wechselnde Kleingruppen
- Gruppenregeln entwickeln
- Fähigkeiten einzelner hervorheben
- Konkurrenzkampf spielerisch umsetzen (Kampfspiele)
- TN bewusst in die Programmgestaltung miteinbinden / Aufgaben verteilen
- Abwechslungsreiches Programm für verschiedenen Interessen / Fähigkeiten
Beschreibung:
- Starkes WIR Gefühl
- Vertrautheit & familiäres Verhältnis, Sicherheit
- Die Beziehung untereinander ist wichtiger, als das Programm
- Die Rollen sind verteilt und akzeptiert
- Die Stärken und Schwächen einzelner sind erkannt und werden genutzt
- Gruppe beginnt selbst zu planen und übernimmt Verantwortung
- Abschottung nach Außen, Neuaufnahmen sind schwierig
- Gefahren: Abschottung nach außen, Neuaufnahmen schwierig, Gruppe neigt zu Überschätzung
- Hoher Konformitätsdruck – Abweichendes Verhalten wird geächtet
Aufgabe des Gruppenleiters:
- Freiräume für Selbstgestaltung schaffen
- als Gruppe Aktionen für / mit anderen Gruppen starten
- Regeln wiederholen und kontrollieren
Wie macht man das?
- Etwas zurückziehen, Verantwortung abgeben – aber dabeibleiben und beobachten
- Achte darauf, dass die Gruppe sich nicht zu sehr selbst überschätzt oder Einzelne in der Gruppe den anderen gegenüber zu dominant werden
- Achte auch darauf, dass der Konformitätsdruck nicht so groß wird, dass Einzelne sich nicht mehr wohl oder in ihrer Individualität eingeschränkt fühlen
- Fördere das Austragen von Meinungsverschiedenheiten
- Vertrauensspiele / Kooperationsspiele als Herausforderung
Beschreibung:
- Die stärkste Zeit der Gruppe !!!
- Die Gruppe kann selbständig planen, entscheidet umsichtig und sachlich
- Sie kann Konflikte lösen, bei großer Rücksichtnahme
- Beziehungen, Positionen und Ziele sind klar
- Vertrauen ist groß
- Gruppe ist offen für Kooperation mit anderen Gruppen
Aufgabe des Gruppenleiters:
- Viel Freiraum lassen – Spontanität zulassen
- Zeit für Ausflüge & Workshops
- Überblick behalten und Gruppengefüge wahren
- An Absprachen erinnern!
- Selber kritikfähig sein
- gezielte individuelle Gespräche
- zum Gruppenerhalt Selbstverantwortung stärken
- besonders bei Kindern: Kummer- und Meckerkasten sein
Wie macht man das?
- Planung / Vorbereitung kann abgegeben werden
- Gruppe arbeitet eigenständig, auch wenn man mal nichts vorbereitet hat
- Spontane Aktionen oder Planänderungen sind möglich
- Größere Aktionen / Projekte sind möglich – Verbindlichkeit ist vorhanden
Beschreibung:
- Interesse schwindet, einzelne TN gehen weg, Kurs ist zu Ende,…
- TN bleiben weg oder stören massiv / Protest gegen Aufgaben
- „weißt Du noch damals?“ – reden über Vergangenheit
- Die Bereitschaft Energie in die Gruppe zu bringen, schwindet.
- Neue Aufgaben werden nur zögerlich begonnen (Ermüdungserscheinung)
- Neuorientierung nach außen
- Aber auch Angst davor, alleine zu sein – zu keiner Gruppe zu gehören
Aufgabe des Gruppenleiters:
- Gib der Gruppe Zeit und Raum, Abschied zu nehmen und die Trauer auszuleben
- Emotionen zulassen und auffangen
- Individuelle Bedürfnisse erkennen und darauf eingehen
- „Abschied nehmen“ unbedingt zelebrieren und thematisieren
- Leite eine Reflexion des Erlebten an und unterstütze die Gruppenmitglieder darin, Bilanz zu ziehen
- Zieh auch du Bilanz, wie du als Leitung die Gruppe geführt hast und ob ihr das erreicht habt, was ihr euch als Gruppe vorgenommen habt
Wie macht man das?
- Gute ausführliche Reflexion: Wie ist die Aktion gelaufen? (Wie) habt ihr euer Ziel erreicht? Und wie ging es euch als Gruppe dabei? Wie war das Miteinander?
- Dokumentation/ Darstellung des Erreichten: PowerPoint, Fotowand, Video,…
- Gemeinsame Gespräche, wie es bei jedem einzelnen weitergeht – gemeinsame Einzelpläne machen
- Warme Dusche / Briefe schreiben / Was ich Dir wünsche / was mir an Dir besonders gefällt… etwas zum „mitnehmen & behalten“
- Abschlussfeier, TelNr. Austauschen, Nr. Liste erstellen, WhatsAppGruppe gründen etc.
Rollen in Gruppen
Was versteht man unter „Rolle“
- Jedes Mal, wenn wir mit Menschen zusammentreffen, haben wir eine Vorstellung, wie sich der andere verhält
- Genauso hat der andere Erwartungen an unser Verhalten
- Dies dient wieder der Orientierung und Sicherheit
- Jede Person verhält sich in einer Gruppe
- auf Grund seines Charakters
- seiner Erfahrungen
- seiner Fähigkeiten / Fertigkeiten
- man verhält sich den Anforderungen von außen entsprechend:
- in der Schule wird erwartet, dass man ruhig sitzt und ordentlich mitarbeitet
- in der Clique wird erwartet, dass man aktiv ist und Ideen einbringt
- in der Kirche anders als auf dem Skaterplatz
- im Ausbildungsbetrieb anders als auf dem Fußballplatz
- Rollen sucht man sich selten bewusst aus: sie werden einem zugeschrieben
Rollenkonflikte:
Jeder Mensch übernimmt in verschiedenen Gruppen verschiedene Rollen
Bsp.:
Aufgabe des Gruppenleiters:
- Beobachten
- Herausfinden, welche Rollen die einzelnen Gruppenmitglieder haben
- Darauf achten, dass diese nicht zu gefestigt auftreten
- Alle sollen sich in ihrer Rolle wohl fühlen
- Rollen sollen nicht starr sein: wichtig ist, dass jeder die Chance hat, sich in seiner Persönlichkeit weiterzuentwickeln
- Deshalb auch Schwache fördern / Starke zurückhalten
Einige Rollentypen:
- der Anführer („Auf, Leute, wir machen mal…!“)
- der Sündenbock („Immer bin ich schuld…!“)
- der Angeber („Wisst ihr, was ich neulich geschafft habe…!“)
- der Professor („Dieses Phänomen lässt sich wie folgt erklären…!“)
- der Draufgänger („Mal sehen, ob das Eis schon trägt…!“)
- das Mauerblümchen („Ob sie mich schon bemerkt haben…?“)
- der Star („Bin ich toll…!“)
- der Pfiffikus („Schau, es geht ganz einfach…!“)
- der Hitzkopf („Dem dreh ich den Kragen um…!“)
- der Bedächtige („Warum regt ihr euch so auf…?“)
- der Streithahn („Komm doch her, du Feigling…!“)
- der Geschäftige („Ich habe nicht viel Zeit…!“)
- der Pechvogel („Jetzt ist mir schon wieder…!“)
- der Rechthaber („Ihr habt doch keine Ahnung…!“)
- das Arbeitstier (Einer muss es ja machen…)
- der Ungeduldige („Können wir nicht etwas zügiger…?“)
- der Gesprächige („Dazu fällt mir noch ein…!“)
- der Mitleidige („Du armer Kerl…!“)
Jede Rolle hat Vor- und Nachteile, die der GL nutzen kann. Bsp: